Zu
Kanzel, Pilz und Bastei
ca. 3-4 Stunden
Nach einem Manuskript von Siegfried Reichel
Zwischen Glashütte und Oberschlottwitz schlängelt sich
das Müglitztal zwischen teilweise schroffen Felshängen. Vom Ortseingang
Glashütte bis zur Höhe des Glashütter Bahnhofs verläuft auf der
Cunnersdorfer Seite des Müglitztals ein markierter Wanderweg. Im
nebenstehenden Bild (mit dem Blick vom "Pilz" in Richtung Glashütte)
befindet sich dieser Bergpfad versteckt zwischen den Bäumen in halber Höhe
des Tal-Hanges. Dieser Weg mit seinen markanten Aussichtspunkten soll Ziel
der beschriebenen Wanderung sein.
In der Ortsmitte von Cunnersdorf beginnend wandern wir
auf der Straße "Hofeberg" bis zum Betriebsgelände der Firma. Scholz.
Die Häuser auf der linken Seite der Straße entstanden nach dem 2.Weltkrieg
für Umsiedler, die hier nach der Bodenreform als Neubauern begannen.
Die Hofeberg-Straße ist eine Sackgasse, jedenfalls für
den normalen Straßenverkehr. Hinter der Kreuzung zum Querweg stehen nur
noch drei Häuser gegenüber der Firma Scholz. Danach schließt sich auf der
rechten Seite der Birkenhübel an. Zumindest auf den ersten Blick wird man
auf diesem Hügel keine einzige Birke entdecken, dafür jedoch ein
prächtiges Eichenwäldchen. Soweit gehen wir jedoch bei dieser Wanderung
nicht. Bereits vor
der Firma Scholz
biegen wir nach rechts auf den Querweg ab. Obwohl von außen sehr
unscheinbar, verbirgt sich dahinter ein traditionsreiches sächsisches
Unternehmen, das die Herzen mancher Fans von Oldtimer-Modellen höher
schlagen lässt.
Der Querweg gabelt sich nach ca. 250m. Dort
nutzen wir den links abgehenden Teil der Gabelung. Wir wandern vorbei am links
liegenden „Birkenhübel“ (451 m) und der rechts liegenden Quelle des Zechenau-Baches. Dieser
Weg führt uns mit sanfter Steigung über einen Höhenrücken. Im Bild
verläuft der Weg vom linken Bildrand kommend zuerst über den Zechenau-Bach.
Eine Baumgruppe säumt die Brücke. Am rechten Bildrand bei den Erlen macht der Weg einen
Bogen und erklimmt nun endgültig den Höhenrücken (vorbei hinter dem
Baumstreifen in der Bildmitte).
Die Umgebung der Lindner Pfütze ist ein romantische Ecke.
Sehr schön sind dort auch die urwüchsigen Erlen. Die Landschaft mit ihren
ansonsten recht weiten Flächen bezieht einen Teil ihrer Schönheit aus den
Details der unterschiedlichsten Baumgruppen.
Auf
dem Weg nach oben zum Höhenrücken sollte man in Ruhe sowohl die
Silhouetten dieser Baumgruppen als auch den Blick zurück nach Cunnersdorf genießen.
Ist man auf der Höhe angekommen, so sieht man vor sich links neben dem Weg
ein bewaldetes, jagdwirtschaftlich genutztes Grundstück. Auf dem weiten
Feld vor diesem "Wäldchen" stehen sehr einsam zwei große Bäume wie
Zwillinge nebeneinander. Doch der erste Blick trügt, wenn man genauer
hinschaut, erkennt man, dass dort zwei Zwillingspaare stehen.
Hinter dem Höhen-Grundstück macht der Feldweg einen Knick
nach links. Bevor wir uns auch nach links wenden, sollten wir den Blick
über das Müglitztal in Richtung Geisingberg schweifen lassen. Hier oben
stehen viele Anstände, was auf ein reichhaltiges Wildvorkommen schließen
lässt. Meist sieht man hier oben beim Wandern einige Rehe. Wenn wir dem
Feldweg dann nach links folgen, so führt er noch ein ganzes Stück gerade
zwischen den Feldern hindurch.
Für den Einheimischen ist es auch ohne Wegweiser kein
Problem, die Kanzel zu finden, einem Felsvorsprung auf hohem Talrand
oberhalb des Wittigfelsens. Aber wehe dem Fremden! Aus eigener Erinnerung
weiß ich, dass man den schmalen Zugang sehr schnell übersieht und damit
nicht in den Genuss der herrlichen Aussicht gelangt.
Man
muss dem Feldweg zwischen den Feldern folgen, bis auf der rechten Seite
die Wiese in den Bäumen des Talrandes endet. Der Feldweg führt hier durch
einen Streifen von Bäumen. Aber Halt, kurz vor dem Ende der Wiese muss man
stark nach rechts am Waldrand entlang einige Meter zurück und kommt dann
zu dem Wegweiser, welcher auf den Pilz verweist. Einige Meter hinter
diesem Wegweiser führt der schmale Durchgang zur Aussichtsplattform der
Kanzel.
Geradewegs geht dort unser Blick Richtung Rückenhain und der Dittersdorfer Höhe und nach unten auf die Müglitztalstraße mit den
Bahngleisen und der Müglitz. Auf dem gegenüberliegenden Hang erkennt man
die neun bewaldeten Steinrücken, die bei der Urbarmachung dieses Geländes
vor mehreren Jahrhunderten als Grenzmarkierung der Grundstücke
verschiedener Eigentümer entstanden sind. Nach diesen langen Steinwällen
hat der Ort Rückenhain vermutlich seinen Namen erhalten.
Nun wenden wir den Blick auf das „Wittigschloß“ an der
geringsten Weite des Müglitztals. Beim Bau der Kleinbahn 1888 wurde der
vorspringende Felsen von der rechtsseitigen Talwand getrennt. Fast 50
Jahre fuhr die Kleinbahn durch diese Felsenenge, bis zwischen 1934 und
1939 eine große Weitung für die Straße und die Normalspurbahn erforderlich
wurde.
Nachdem wir auf der Bank an der Kanzel verweilten, setzen
wir unsere Wanderung am Hang des Müglitztals in Richtung Pilz fort.
Infolge des obigen Wegweisers ist das erste Stück des Weges durch den
Buchenwald kein Problem. Doch wenn nach wenigen Minuten der Buchenwald
endet, steht man vor einer großen Wiese und der Weg ist verschwunden! Im
Prinzip muss man nur in geradliniger Fortsetzung des bisherigen Waldweges
diese Wiese überqueren, bis man auf der anderen Seite wieder auf einen
Wanderweg stößt. Je nach Jahreszeit und Witterung ist die Wiese am Anfang
etwas sumpfig.
Auf der gegenüber liegenden Seite der Wiese wendet man sich
nach links, geht ein Stück bergab, dann durch einen Eichen-Mischwald und findet
direkt oberhalb der Müglitzbahntrasse den Pilz, eine Aussichtsplattform auf
einer imposanten Felsklippe. Der weite Blick ins Müglitztal zeigt die
Ausläufer von Glashütte (Siehe
Titelbild dieser Wanderbeschreibung).
Blickt man nach unten, so schaut
man genau auf den Eingang des Pilztunnels, durch welchen über eine Strecke
von 292m die Gleise der Müglitztalbahn in Richtung Schlottwitz führen.
Besonders
reizvoll ist auch ein Besuch der Pilzaussicht, wenn alles schön verschneit
ist. Prinzipiell kann man selbst als Anfänger bis dahin noch recht
gefahrlos mit den Schiern fahren. Auf dem Rückweg hinauf nach Cunnersdorf
z.B. über den Eselsteig wird man wohl kaum frieren.
Vom
Pilz aus führt unsere Wanderung weiter zur Bastei, die am Talhang,
versteckt zwischen Bäumen bereits sichtbar war.
Dazu müssen wir das letzte Stück Weg wieder zurück, uns
auf diesem Weg am Rande der großen Wiese halten, bis uns ein Wegweiser
nach links zur Bastei und Haselleite weist.
Von
hier aus folgen wir einem schmalen Bergpfad, der uns nach ca. 400m zur
Bastei bringt. Auf dem Weg dorthin kann man sich an den zerklüfteten
Hängen erfreuen.
Auch überquert man eine
kleine Quelle, welche
zumindest soviel Wasser spendet, das man sich Hände und Gesicht daran
erfrischen kann.
Die
Bastei ist eine Aussichtsplattform mit Ruhebank auf einer vorgelagerten
Klippe. Vom Wanderweg aus muss man einige Stufen hinunter steigen,
um die Aussicht genießen zu können. Man möchte dabei zwar etwas
trittsicher sein (besonders im Winter), aber wer bis hierher gewandert
ist, für den stellen diese Stufen kein Problem mehr dar.
Die Haselleite schlängelt sich hinter der Bastei als
schmaler Bergpfad am Hang entlang bis nach Glashütte. Rechter Hand wachsen
zwischen den Felsbrocken die Bäume in den Himmel. Linker Hand geht es
teilweise recht steil nach unten und wer genau beobachtet, findet wenige
Meter unterhalb der Haselleite sogar eine kleine Höhle im Fels.
Kurz vor der Stadt Glashütte kommen wir auf den Cunnersdorfer
Weg, der früher Fahrweg genannt wurde. Der Rückweg nach Cunnersdorf von hier aus auf dem Cunnersdorfer
Weg ist infolge des steilen Anstiegs im Anfang etwas beschwerlich. Pausen
können wir nochmals auf der Ruhlabank und bei der Bank an der Cunnersdorfer
Linde einlegen.
Bei der Gestaltung der beschriebenen Aussichtspunkte
hat sich der Erzgebirgszweigverein Glashütte besondere Verdienste
erworben. Schon 1888 wurde die Regensburg mit Königshöhe - jetzt Pilz
genannt – eingeweiht und zwei Jahre später die Bastei. Auch die Entstehung
der Kanzel und der Ruhlaer Warte am Cunnersdorfer Weg Anfang der 30er
Jahre des 20. Jahrhunderts ist gleichfalls dem ehemals sehr regen Verein
zu verdanken.
|